Verlag | Tentare |
Auflage | 2025 |
Seiten | 172 |
Format | 10,8 x 21,0 x 1,4 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 196 g |
ISBN-10 | 3982410541 |
ISBN-13 | 9783982410548 |
Bestell-Nr | 98241054A |
In einer Krisenzeit der niederländischen Republik entwarf BARUCH DE SPINOZA (1632-1677) eine radikal neuartige politische Theorie, die absolute staatliche Souveränität mit größtmöglicher individueller Freiheit verband. Aus der jüdischen Gemeinde exkommuniziert und von der calvinistischen Orthodoxie verfolgt, musste er zwangsläufig zu einer realistischen Sicht der Machtverhältnisse gelangen; er zeigte, dass Recht nicht als moralisches Ideal, sondern als reale Wirkkraft verstanden werden muss. So ist auch die Demokratie für Spinoza nicht einfach nur eine schöne Idee; sie ist die Regierungsform, die sich durchsetzen soll und muss, weil sie wie keine andere zugleich die Freiheit wie auch die Sicherheit der Individuen verbürgt.ÉTIENNE BALIBAR situiert Spinozas Philosophie vor dem Hintergrund der politischen Kämpfe seiner Zeit, die in ihrer Konfrontation von populistisch dirigiertem 'Volk' und liberaler 'Elite' deutlich an die heutigen gesellschaftlichen Spaltungen erinnern. Anhand der drei Hauptwerke - des »Theologisch-politischen Traktats«, des »Politischen Traktats« und der »Ethik« - gibt er eine präzise Einführung in ein Denken, das unter dem Druck der Verhältnisse gezwungen war, »sich noch 'politischer' zu zeigen als die 'Politiker' selbst«. Was dieses Buch aber vor allem auszeichnet, ist die Verve, mit der es das transformative Potential von Spinozas Gesellschaftsentwurf offenlegt: eine Konzeption kollektiver Emanzipation durch freie Kommunikation.
Leseprobe:
»Wir verstehen dadurch, warum der wesentliche Aspekt der spinozistischen Demokratie von vornherein die Freiheit der Kommunikation ist. Wir verstehen auch, inwiefern die Theorie des 'politischen Körpers' weder eine einfache Physik der Macht, noch eine Psychologie der Unterwerfung der Massen, noch das Mittel zur Formalisierung einer Rechtsordnung ist, sondern die Suche nach einer Strategie kollektiver Befreiung, deren Losung sich formulieren ließe: so zahlreich wie möglich zu sein, um möglichst viel zu denken.«
Rezension:
»Spinoza sorgfältig zu lesen, das heißt, die Welt seiner Philosophie zu betreten, bedeutet, sich in einer verwirrenden Landschaft wiederzufinden, die aller vertrauten Bezugspunkte beraubt ist. Wer jedoch Balibars Weg folgt, wird in dieser Landschaft unsere eigene Gegenwart entdecken, allerdings in einer Form, die so verfremdet ist, dass wir uns die Möglichkeit vorstellen können, über sie hinauszugehen.« Warren Montag, Occidental College, Los Angeles