Ricardo Reis gleicht in seiner Dichtung seinem Meister Alberto Caeiro und doch unterscheidet er sich wesentlich von ihm. Er ist sich der Verzweiflung seines Menschseins bewußt, möchte sie aber nicht zum Vorschein kommen lassen. Das führt zu etwas, das man fundierten Stoizismus oder ein trauriges Epikureertum nennen könnte. Und es findet seinen Ausdruck in den klassizistischen Oden von Ricardo Reis, die ein Vermächtnis darstellen, das uns heute noch begeistert - Anleitung sind zu einem glücklichen oder zumindest abgefundenen Leben. Fernando Pessoas Gedichte gehören zu den Kostbarkeiten der europäischen Dichtung seiner Epoche. In ihrer Neuübersetzung durch Inés Koebel gewinnen die Oden an Ausdruck, Stärke und Raffinesse hinzu. Die Zweisprachigkeit der vorliegenden Ausgabe vermittelt auch einen Eindruck von der Sogkraft des Originals, dem Rhythmus und der melancholischen Melodie der portugiesischen Sprache. Im Vergleich zur 1986 erschienenen Ausgabe ist die vorliegende um mehr als di e Hälfte erweitert und umfaßt nahezu das gesamte dichterische Werk von Ricardo Reis.
Fernando Pessoa (1888-1935), der bedeutendste moderne Dichter Portugals, ist auch bei uns mit dem »Buch der Unruhe« bekannt geworden. Einen Großteil seiner Jugend vebrachte er in Durban, Südafrika, bevor er 1905 nach Lissabon zurückkehrte, wo er als Handelskorrespondent arbeitete und sich nebenher dem Schreiben widmete. 1912 begann seine Tätigkeit als Literaturkritiker und Essayist. Er schuf nicht nur Gedichte und poetische Prosatexte verschiedenster, ja widersprüchlichster Art, sondern Verkörperungen der Gegenstände seines Denkens und Dichtens: seine Heteronyme, darunter Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos - und er schrieb eben auch als Pessoa, das im Portugiesischen so viel wie »Person, jemand« bedeutet. Inés Koebel, geboren in Bamberg, arbeitete als Buchhändlerin und freie Feature Autorin. Sie übersetzt aus dem Französischen und Portugiesischen, hat den Band 'Brasilien erzählt' (S.Fischer 1994) ediert und ist Mitherausgeberin der neuen Pessoa-Werkausgabe, zuletzt erschien von ihr der Band 'Er selbst' . Neben dem 'Buch der Unruhe' hat sie die Gedichte von Álvaro de Campos, Alberto Caeiro und Ricardo Reis übertragen sowie Baron von Teive und Pessoas statisches Drama 'Der Seemann'. Inés Koebel, geboren in Bamberg, arbeitete als Buchhändlerin und freie Feature Autorin. Sie übersetzt aus dem Französischen und Portugiesischen, hat den Band 'Brasilien erzählt' (S.Fischer 1994) ediert und ist Mitherausgeberin der neuen Pessoa-Werkausgabe, zuletzt erschien von ihr der Band 'Er selbst' . Neben dem 'Buch der Unruhe' hat sie die Gedichte von Álvaro de Campos, Alberto Caeiro und Ricardo Reis übertragen sowie Baron von Teive und Pessoas statisches Drama 'Der Seemann'.
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