In alle Lüften hallt es wie Geschrei - Jakob van Hoddis - Fragmente einer Biographie
Verlag | PalmArtPress |
Auflage | 2021 |
Seiten | 200 |
Format | 16,2 x 1,7 x 22,6 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 317 g |
ISBN-10 | 3962580719 |
ISBN-13 | 9783962580711 |
Bestell-Nr | 96258071A |
"Fritz Bremer beschreibt zwar auch den Wahnsinn des Jakob van Hoddis und seine herben Ausdrucksformen, aber er ist weit davon entfernt, dem, wofür van Hoddis einsteht, durch irgendwelche diagnostischen Kategorien den poetischen Lebenshauch zu nehmen. Fritz Bremer ist keiner, der einer glatten Rationalität traut. Viel näher als den Kategorien der psychiatrischen Wissenschaft scheint er dem Selbstverständnis des Dichters selbst." - Renate Schernus, Sozialpsychiatrische Informationen"'Entarteter Künstler, Jude und "Irrenhäusler': Jakob van Hoddis, frühvollendeter Lyriker des Frühexpressionismus mit teils prophetisch-visionären und schwermütigen, teils sarkastisch-ironischen Gedichten. Über ihn hat Fritz Bremer ... eine Biographie mit nichts beschönigender Faktentreue vorgelegt. Die Lücken zwischen den sorgfältig zitierten Dokumenten (Briefen, Aufnahmebefunden und Krankenakten) hat er mit seiner literarischen Vorstellungskraft ausgefüllt, wobei man ihm neben Behutsamkeit intime Kenntn is psychotischer Menschen und großes literarisches Geschick zuerkennen muß."- Leo Navratil, Die Presse, Wien, Februar 1997"Bremers Biographie fragt, ohne es je auszusprechen: Wie würde uns jemand wie Hoddis heute begegnen?" - Irene Stratenwerth, Die ZEIT, 1997"Literarisches Vorbild der mit unaufdringlicher Sympathie für den verwirrten Lyriker geschriebenen Erzählung dürfte die berühmte Lenz-Novelle sein. Nicht nur die Büchnersche Technik der involvierenden Perspektive, der sich Bremer hier bedient, mehr noch die Fakten der Lebens- und Krankengeschichte van Hoddis selbst ... lassen immer auch an die Erzählung vom unglücklichen Dichter des Sturm und Drang, Jakob Michael Reinhold Lenz, denken." - Konkret, Juli 1997
Leseprobe:
Als Baumgardt am folgenden Tag die Dachkammer betrat, saß Hoddis lächelnd über großen Blättern und schrieb. Ein Blick auf das Papier erfüllte Baumgardt mit Schauder. Er sah lange Zahlenreihen, versprengt zwischen den Ziffern einige Wörter. Er erkannte "Freund" und "Gedicht" und "Wut" und "Die Drei oder die Sieben". Hoddis teilte ihm mit, das hier sei Spitzenmathematik, er würde nahe daran sein, die Rätsel des Lebens, des Spiels und des vollkommenen Gedichtes zu lösen. Mit dieser Methode bliebe auf Dauer nichts verborgen. Der Hund sei ein Hund und als Wesen unüberbietbar. Die Blume, die Schönheit der Blume in einer endgültigen Formel darzustellen, das sei ein wirkliches Glück. Und er fügte hinzu: "Es gibt dieses Leben, von dem manche behaupten, nur im Ungebundenen sei es erahnt. Es ist Schmerz - darüber hinaus, Baumgardt, Schmerz, der sinnvoll ist und hintreibt, wo weder Ahnung noch Zahl etwas hält. Aber bis dahin gilt es, sich durchzuarbeiten. Manchmal scheint mir, das Werk sei ba ld vollendet." Außerdem schreibe er an einem Stück mit dem Titel "Der Tod Georg Heyms". Er komme gut damit voran. Baumgardt nickte. Hoddis blinzelte ihm zu. Baumgardt ging im Zimmer auf und ab und wußte keinen Rat, und ihm war, als würde der Boden unter ihm schwanken.