Die Wiener Genesis ist eine frühmittelhochdeutsche Versfassung des 1. Buchs Mose nach der lateinischen Vulgata und zählt zu den ältesten Zeugnissen dieser Sprachperiode. Sie entstand vermutlich zwischen 1060 und 1080 in Melk und wäre dann das erste erhaltene deutschsprachige Buch Österreichs, überliefert jedoch nur in einer Abschrift aus dem späten 12. Jahrhundert (Wiener Handschrift 2721). Sie setzt nicht die berühmte Bibeldichtung der sprachlich noch nahestehenden Zeit des Althochdeutschen fort, sondern gestaltet in Anlehnung an mündliche Dichtung eine neuartige Buchepik. Wahrscheinlich schuf ein Kanoniker des Kollegialstifts Melk sie für die deutsche Tischlesung als Ergänzung zur liturgischen lateinischen Lesung der Genesis während der Fastenzeit. Das Werk überträgt die alte orientalische Welt in ein mittelalterliches Gewand, unterwirft die jüdische Botschaft der Auslegung der christlichen Kirchenväter und ruft eindringlich zur Buße auf. Ein epochemachendes Zeugnis deutsche r Literaturgeschichte!
Fritz Peter Knapp war bis zu seiner Emeritierung 2009 Professor für Ältere Deutsche Philologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er ist Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Mediävistische Komparatistik (Latein - Deutsch - Französisch), Gattungspoetik des Mittelalters, Textedition (Latein und Deutsch) und Übersetzung, regionale (lateinische und deutsche) Literaturgeschichte der österreichischen Länder. Fritz Peter Knapp lehrte als Professor an der Universität in Wien, Passau, Kiel und zuletzt in Heidelberg bis 2009 Ältere Deutsche Philologie. Er ist Mitglied der Heidelberger und Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeitsgebiete sind vor allem regionale Literaturgeschichte, historische Rhetorik und Poetik, Editionsphilologie und vergleichende mediävistische Literaturwissenschaft. Fritz Peter Knapp lehrte als Professor an der Universität in Wien, Passau, Kiel und zuletzt in Heidelberg bis 2009 Ältere Deutsche Philologie. Er ist Mitglied der Heidelberger und Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeitsgebiete sind vor allem regionale Literaturgeschichte, historische Rhetorik und Poetik, Editionsphilologie und vergleichende mediävistische Literaturwissenschaft.
Autorenporträt schließen