Stadt der Heiligen und Verrückten
Verlag | Klett-Cotta |
Auflage | 2015 |
Seiten | 460 |
Format | 15,4 x 23,1 x 3,2 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 705 g |
Artikeltyp | Englisches Buch |
Übersetzer | Erik Simon |
ISBN-10 | 3608960317 |
EAN | 9783608960310 |
Bestell-Nr | 60896031A |
In »Stadt der Heiligen & Verrückten« ist die ganze Geschichte von Ambra enthalten: wie der Missionar Dradin in die Zivilisation zurückkehrt und sich unsterblich verliebt; wie der berühmte Maler Martin See zu einer Enthauptung eingeladen und zu seinen Meisterwerken inspiriert wird; wie ein hochbegabter Schriftsteller in einer einsamen Zelle eine Welt erfindet und wieder verliert; und wie die Grauhüte, die Nachfahren der Ureinwohner, unaufhaltsam die Herrschaft über die Stadt zurückerringen ...
Die vorliegende Ausgabe enthält alle mit Ambra verknüpften Erzählungen sowie Illustrationen von sieben Künstlern - ein faszinierend erzählter und aufwendig gestalteter Mosaikroman.
Jeff VanderMeer ist für »Die Verwandlung des Martin See« (im vorliegenden Band enthalten) mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet worden. 2001 zählte ihn die SF-Zeitschrift »Locus« zu den zehn führenden Autoren phantastischer Literatur auf der Welt.
Leseprobe:
I
Für unsere Zwecke beginnt die Geschichte von Ambra mit den legendären Abenteuern des Walfängers & Piraten Katten John Manzikert (1) (2) (3), der im Jahr des Feuers - so genannt wegen der katastrophalen Vulkanaktivitäten in der Südhemisphäre zu jener Zeit - seine Flotte von dreißig Walfangschiffen den Mott-Fluß hinaufführte. Wenngleich nicht das erste verzeichnete Vordringen von Walfängersippen der Aan in jene Region, ist es doch der erste Vorstoß von einiger Bedeutung.
Fußnote 1) Zu Manzikerts Zeit hatte der rauhe südliche Akzent seines Volkes die Rangbezeichnung »Kapitän« auf Dauer zu »Katten« verschliffen. »Kapitän« bezog sich nicht nur auf Manzikerts Kommando über eine Flotte von Schiffen, sondern auch auf den alten kaiserlichen Titel, der von den Saphanten an den Befehlshaber einer Diözese von Inseln verliehen wurde; somit hatte der Titel sowohl religiöse als auch militärische Bedeutungsinhalte. Sein Gebrauch so spät in der Geschichte zeigt, wie nachhaltig der Einfluß des Saphantenreiches war: zweihundert Jahre nach seinem Untergang wurden seine Titel noch immer von den Sippen verwendet, die nur aus zweiter Hand etwas über das Reich erfahren hatten.
Fußnote 2) Eine Fußnote zum Zweck dieser Fußnoten: Dieser Text enthält so viele Fußnoten, um Ihnen, dem müßigen Touristen, nicht soviel Wissen aufzudrängen, daß Sie sich unter seiner Last den Freuden der Stadt nicht mehr mit Ihrer gewohnten gedankenlosen Hingabe widmen könnten. Um Ihre absehbaren Versuche zu unterbinden, vorzublättern, sobald Sie in diesem Bericht ein Sie interessierendes Thema entdeckt haben, habe ich alle Querbezüge auf andere Hoegbotton-Veröffentlichungen ausgemerzt, die den Rest dieser Heftreihe wie eine Pilzplage überwuchern.
Fußnote 3) Ich sollte zu Fußnote 2 hinzufügen, daß die interessanteste Information nur in Form von Fußnoten dargeboten wird, und ich will mich bemühen, soviel Fußnoten wie möglich einzufügen. In Fußnoten angedeutete Informationen werden n ämlich später im Haupttext eingehender behandelt, was diejenigen von Ihnen verwirren wird, die beschlossen haben, die Fußnoten nicht zu lesen. Diesen Preis müssen jene bezahlen, die einen betagten Historiker aus seinem Schlaf hinter dem Vortragspult aufschrecken, um ihn zu nötigen, für eine allgemeine Reiseführer-Reihe zu schreiben.
Manzikert bezweckte, dem Zorn seines Sippengenossen Michael Brueghel zu entfliehen, der vor einer der Aandalay-Inseln Manzikerts einst so stolze Flotte von hundert Schiffen dezimiert hatte. Brueghel gedachte Manzikert ein für allemal zu erledigen und verfolgte ihn daher an die vierzig Meilen stromauf, in die Nähe des gegenwärtigen Hafens von Stockton, ehe er die Jagd schließlich aufgab. Der Grund für diesen Konflikt zwischen potentiellen Verbündeten ist unklar - wir verfügen über wenige und oft ungenaue historische Quellen, und in der Tat ist einer der betrüblichsten Aspekte der Frühgeschichte von Ambra die Regelmäßigkeit, mit der Wahrheit und L egende getrennte Wege gehen -, das Ergebnis aber ist klar: Im Spätsommer im Jahr des Feuers fand sich Manzikert ganze siebzig Meilen flußauf, an einer Stelle, wo der Mott ein umgekehrtes L bildet, ehe er sich gerade nach Norden und Süden erstreckt. Hier stellte er zum erstenmal fest, daß das südwärts fließende Süßwasser vollständig das Salzwasser verdrängt hatte, das nordwärts heraufsickerte. (4)
Als sich am Tage ihrer Ankunft die Dunkelheit herabsenkte, ließ Manzikert seine Schiffe in der Biegung des L ankern, die einen natürlichen Hafen bildete. Die Ufer waren von üppigem Unterholz bewachsen, das den Aan sehr vertraut war, da es der Vegetation ihrer eigenen Inseln im Süden nahekam. (5) Sie hatten ermutigenderweise keine Anzeichen einer womöglich feindlichen Besiedlung gesehen, konnten aber, da die Dämmerung hereinbrach, nicht die Energie aufbringen, eine Expedition auszuschicken. In der Nacht jedoch sahen die Wachleute auf den Schiffen z