Verlag | Klöpfer & Meyer Verlag |
Auflage | 2014 |
Seiten | 264 |
Format | 11,5 x 19 x 2 cm |
Gewicht | 272 g |
Reihe | Klöpfer & Meyer Taschenbuch |
ISBN-10 | 3863511158 |
ISBN-13 | 9783863511159 |
Bestell-Nr | 86351115A |
Wem kann man trauen? Was heißt eigentlich Schuld? Ein ehemaliger Strafgefangener und ein Richter verstricken sich in den Fallen der
Vergangenheit. Ein so feinsinniger wie boshafter Roman auf der Grenze zwischen Dokudrama und Schwabo-Western.
Klappentext:
Christian Schöller wurde wegen Totschlags zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, er habe seine Mutter erstochen. Schöller, der über Friedrich Hölderlin und seine Diotima schrieb, galt als Sonderling. Sein Prozess war ein Indizienprozess, Schöller schwieg. Nach seiner Haftentlassung wurde er ins Psychiatrische Zentrum Freudenthal überführt.
Zwanzig Jahre später nimmt der damalige Staatsanwalt K. Kontakt zu Schöller auf - und bittet um Vergebung dafür, dass er damals für die Höchststrafe plädierte. K., heute Richter, fürchtet, sein Plädoyer mündete in ein Fehlurteil. Ist Schöller unschuldig?
Dass Schöller in einer Einrichtung untergebracht ist, deren "Anstaltspfleglinge" 1940 fast alle der "Euthanasie" zum Opfer fielen, macht ihm schwer zu schaffen. Seine Mutter hat in Grafeneck als Küchenhilfe gearbeitet, als dort 1940 annähernd 11.000 Menschen im Gas ermordet wurden. Für Richter K., der sich durch Aktenberge wühlt, wird der Fall immer undurchsi chtiger. Tatenlos, ohnmächtig muss Klara, die Lebengefährtin von K., zusehen, wie er sich in eine Geschichte hineinsteigert, an der sich nichts mehr ändern lässt. Zu spät begreift K., welch tragische Rolle er spielte.
Leseprobe:
Sie kommen. Sie sind schon da. Ich höre Zack
horchen. Ich horche, wie er horcht. Ich bin ganz Ohr. Ich bin auf Zack, weil sein Lauschen mich ausfüllt. Zack ist seelentaub. Er ist mit Seelentaubheit
geschlagen. Deshalb ist er hier, in
meinem Zimmer. Ich bin hier, weil ich nicht tüchtig bin. Das ist ein Unterschied. Der Untüchtige hat ein eigenes Zimmer. Der Seelentaube bleibt fremd und auf der Flucht. Ich werde Zack hier beherbergen. Auch wenn ich hier nicht daheim bin. Niemand ist hier daheim. Wo wir wohnen,
da ist die Fremde. Landschaft aber auch.
Nirgendwo auf der Welt ist dem Pfl egsohn so
viel Landschaft. So hat Zack einige Nachbarn, ein paar Bäume, Wiesen, etwas Wald. Hügel und Senken, Täler zumeist, die sich weiten und entziehn. Das macht ihm keine Angst, wenn es nach mir geht. Da weidet er sich frohgemut darin wie ein Rindviech. Trotzdem kann ich Zack nicht
beschützen, wenn es wieder einmal so weit ist. Kein Mensch weiß, wer kommt und ihn abholt.