Künstler und Entdecker in der Südsee - Meine Reise zu den Zielen von Cook, Gauguin und Stevenson
Verlag | Edition Karo |
Auflage | 2021 |
Seiten | 140 |
Format | 13,8 x 1,5 x 20,5 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 200 g |
ISBN-10 | 3945961211 |
ISBN-13 | 9783945961216 |
Bestell-Nr | 94596121A |
Ganz Europa erlag der Idee von glücklichen Eingeborenen im polynesischen Paradies, seit man von ihnen wusste. Die uns bekannte Geschichte beginnt mit ersten Entdeckungen im 16. Jahrhundert und hat ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert, als Abenteurer die Südsee besuchten, um etwas zu finden, was Europa ihnen verweigerte.Inspiriert von einem schaurig-schön illustrierten Gedichtband von Adelbert von Chamisso begibt sich Charlotte Ueckert in die ferne pazifische Welt, deren Südseeinseln unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Autorin bereist die Ziele von Künstlern und Entdeckern aus aller Welt wie Cook und Gauguin auf Tahiti, und Stevenson auf Samoa, Melville und Jack London auf Nuku Hiva, die zu den Marquesas gehören, Emil Nolde und Max Pechstein auf Neuguinea.
Inhaltsverzeichnis:
InhaltFerne pazifische WeltNotizen während meiner ersten SüdseereiseGeschichte und Geschicten von EntdeckernJames Cook und Georg ForsterArbeitsort für Künstler: Gauguin, Nolde, PechsteinDer Schriftsteller Robert Louis Stevenson und seine FrauSelbständige Frauen erkunden sich und die FremdeNeue Reisevorbereitungen, zunächst über Film, Austellungen und Bücher BücherkisteNotizen während der zweiten SüdseereiseMusealKopf unter
Leseprobe:
Endlich eines Morgens Land in Sicht. Die erste Marquesa-Insel Nuku Hiva. Wilde von weitem glattgeschliffen aussehende Felsen. Ein großer orangefarbener Vogel streift über das Meer. Es ist nicht die einladende Südsee, die sich uns bietet, aber doch gewaltige Felsformationen, grün überzogen von einer Art moosigem Bewuchs, wie es von weitem aussieht und der sich später als Gesträuch entpuppen wird.Majestätisch zieht die felsige Küste von am Schiff vorbei. Ich hoffe, der Ausflug wird schön. Wir wollen sehen, ob wir uns ein Taxi mieten können. Organisierte Ausflüge werden uns auf dieser Insel gar nicht angeboten. Paul Theroux hat in seinem Buch über die Inseln 13 Seiten Nuku Hiva gewidmet und mich neugierig gemacht. Er kam mit dem Versorgungsschiff, der "Aranui", die jetzt, vor uns angekommen, bereits in der Bucht lagert. In seinem Reisebericht kann ich jetzt Station auf Station nachlesen. Viele der Inseln, die er in der Südsee bereiste, erreichte er mit einem Paddelboot. Der 1941 gebo rene Amerikaner ist in der ganzen Welt herumgekommen und hat ähnlich wie der berühmteste aller modernen Reiseschriftsteller, Bruce Chatwin, immer den Kontakt zu den Einheimischen gesucht. In seinem Buch "Das Tao des Reisens", 2015 erschienen, zitiert er Chatwin, als er sich über den Begriff des Fremden Gedanken macht: "Der Fremde ist, wenn er kein Händler ist, ein Feind." Theroux als Fremder bezieht sich aber auch auf Vorstellungen, dass er als ein "palangi", wie es auf Samoanisch heißt, jemand ist, der aus den Wolken vom Himmel kommt, also ein gottähnliches Geschöpf ist. Zwischen Feind und Gott hat er sich furchtlos in fremden Ländern bewegt.Zu seinem Südseepaddelbuch bekam er zur richtigen Zeit einen Auftrag. Gleich nach seiner Scheidung, die ihn beinahe aus der Bahn geworfen hatte. Am Ende seines Buches kommt er darauf zurück und schreibt über die Einsamkeit des Reisens. Immer wieder wird er von den Einheimischen nach seiner Frau befragt. Für die Südseebewohner mit ihrem eng- u nd weitmaschigen Verwandtschaftsnetz ist es unvorstellbar, dass jemand wochenlang allein mit einem Paddelboot reisend lebt. Jeder der Insulaner hat Eltern, Onkel, Tanten, Geschwister, Cousins und in jungen Jahren eine eigene Familie. Wenn Theroux diese Gemeinschaften erlebt, wird er oft traurig und "paddelt dagegen an". Jede Gelegenheit mit einem Fremden zu sprechen, ergreift er. So kommen viele Gespräche zustande, die den Alltag seiner Gegenüber schildern. Trotzdem: Allein auf einer kleinen Insel oder auf dem Meer ist es für ihn besser auszuhalten, wenn niemand da ist, mit dessen Einbindung in Familie und Gesellschaft er sich vergleichen muss.