
Hostage - Entführt - Stern Krimi-Bibliothek
Vergleich zu frühere Preisbindung3
Verlag | Bertelsmann, München |
Auflage | 2006 |
Seiten | 444 |
Format | 19,5 cm |
Gewicht | 442 g |
Reihe | stern krimi bibliothek Bd.11 |
ISBN-10 | 3570068374 |
ISBN-13 | 9783570068373 |
Bestell-Nr | 57006837 |
Jeff Talley war Verhandlungsführer bei Geiselnahmen der Sondereinheit SWAT - bis einer seiner Einsätze blutig scheiterte. Jetzt hat er einen deutlich ungefährlicheren Job: als Polizeichef in einem Provinznest. Bis zu dem Tag, als dort drei Jugendliche nach einem misslungenen Überfall den Familienvater Smith und seine beiden Kinder als Geiseln nehmen. Smith steht mit der Unterwelt in Verbindung. Die fürchtet nun, dass geheime Daten in die Hände der Polizei geraten könnten - und entführt Talleys Frau und Tochter, um ihn zu erpressen. Der muss nun an allen Fronten kämpfen: Bei den offiziellen Verhandlungen mit den Jugendlichen, bei den geheimen mit den Entführern seiner Familie und gegen sein persönliches Trauma.
Der Einzelkämpfer steht vor der Bewährungsprobe seines Lebens und er hat nur fünfzehn Stunden Zeit ...
Leseprobe:
Prolog Der Mann da drin würde sich umbringen. Als er sein Telefon in den Hof warf, war Talley klar: Der hat mit seinem Leben abgeschlossen. Sechs Jahre war Sergeant Jeff Talley jetzt Chefunterhändler in Krisensituationen beim Sondereinsatzkommando der Polizei von Los Angeles. Er wusste, dass verzweifelte Menschen sich oft in Symbolen ausdrücken. Und dieses Symbol war eindeutig: Es gab nichts mehr zu sagen. Talley befürchtete, der Mann würde sich umbringen oder die Polizei zwingen, ihn zu töten. Man nannte es: Selbstmord durch Polizeieinsatz. Talley glaubte, es sei seine Schuld. »Ist seine Frau endlich aufgetaucht?« »Nein, aber wir suchen weiter.« »Suchen hilft nichts, Murray. Nach dem, was passiert ist, muss ich ihm was bieten.« »Es ist nicht Ihre Schuld.« »Doch. Ich hab's verbockt, und der Mann dreht gleich durch.« Talley hockte mit dem Leiter des Einsatzkommandos, Lieutenant Murray Leifitz, hinter einem gepanzerten SEK-Fahrzeug. Auch er war Murrays Weisungen unterstellt. Während Talley mit George Donald Malik übers Krisentelefon Maliks einziger Verbindung zur Außenwelt verhandelte, saß ihm sein Chef also buchstäblich im Nacken. Jetzt, wo Malik sein Telefon in den Hof geworfen hatte, konnte Talley nur noch das Megafon benutzen. Oder unter vier Augen verhandeln. Er mochte den Lautsprecher nicht, denn er verzerrte seine Stimme, ließ sie grell und hart erscheinen und machte den Kontakt unpersönlich. Dabei war doch gerade die Illusion eines persönlichen Vertrauensverhältnisses wichtig, gewissermaßen das A und O. Talley schnallte sich eine kugelsichere Weste um. Malik schrie mit schriller, verkrampfter Stimme durchs zerbrochene Fenster. »Ich bring den Köter um! Ich bring ihn um!« Leifitz spähte hinter Talleys Rücken zum Haus hinüber. Bis jetzt hatte Malik nichts von einem Hund gesagt. »Nanu hat er da drin einen Hund?« »Was weiß ich? Ich versuch nur, den Schaden in Grenzen zu halten. Fragen Sie die Nachbarn. Besorgen Sie mir den Namen.« »Wenn er abdrückt, stürmen wir, Jeff. Da haben wir keine Wahl.« »Ruhig Blut. Besorgen Sie mir erst mal den Namen des Hundes.« Leifitz zog sich geduckt zurück, um mit Maliks Nachbarn zu sprechen. George Malik war ein arbeitsloser Anstreicher, hoch verschuldet, von seiner Frau mehrfach und in aller Öffentlichkeit betrogen, obendrein krebskrank. Vor vierzehn Stunden, um 02:12, hatte er über die Köpfe zweier Streifenpolizisten, die wegen Ruhestörung bei ihm geklingelt hatten, einen Schuss abgefeuert. Dann hatte er die Tür verbarrikadiert und gedroht, sich umzubringen, wenn seine Frau nicht mit ihm sprechen wolle. Die Polizisten hatten von den Nachbarn erfahren, Maliks Frau Elena habe das Haus mit dem neunjährigen Brendan, dem einzigen Kind der Eheleute, verlassen. Während die Polizei nach Elena suchte, hatte Malik in immer kürzeren Abständen gedroht, er werde sich umbringen, bis Talley überzeugt war, gleich erschieße er sich wirklich. Als ihm gemeldet worden war, Elenas Schwester habe offenbar eine zuverlässige Angabe über den Aufenthaltsort von Ehefrau und Sohn gemacht, hatte Talley es drauf ankommen lassen und Malik gesagt, man habe Elena gefunden. Das war sein Fehler gewesen. Er hatte eine Grundregel des Krisengesprächs verletzt: Er hatte gelogen. Und er war dabei ertappt worden. Er hatte ein Versprechen gegeben, es aber nicht halten können. So hatte er die Vertrauensillusion zerstört, die er zuvor aufgebaut hatte. Das war jetzt zwei Stunden her, und eben hatte er erfahren, dass Maliks Frau noch immer nicht gefunden worden war. »Ich bring den Köter um! Das ist ihr Köter, und ich schieß ihm in den Kopf, wenn sie jetzt nicht mit mir spricht!« Talley kam aus seiner Deckung.