Malen und auch Schreiben sind für Pakosta existentiell, immer wieder befragt sie, von Kindesbeinen an, ungläubig, verständnis-, ja fassungslos, aber mit eigenen Bildern im Kopf gerüstet, das Phänomen Mensch, die Krone aller Spezies in Selbsttäuschung und Zerstörung. Pakosta hat die selbstverschuldete Unmündigkeit des Menschen vielfältig bebildert. Ihr moralischer Impetus, sich gegen Gewalt und Unterdrückung zu wenden, ist zugleich ein aufklärerischer, was sie in einem Tagebucheintrag am Beispiel der Sinne des Menschen deutlich macht, die der Erfahrung und des Wissens bedürfen: »Es ist nicht das Auge allein, das uns sagt, was wir sehen. Wir sehen, was wir wissen und was uns das Gedächtnis der Emotionen sehen lehrt. Was wir nicht früher schon rational und emotional aufgenommen und später 'trainiert' haben, hat wenig Chance gesehen zu werden.«
(Axel Ruoff)
Florentina Pakosta wurde am 1. Oktober 1933 in Wien, Österreich, geboren, wo sie als Kind die Gewalt und Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs miterlebte. Von 1952 bis 1956 studierte sie mit einem Stipendium Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in Prag (Akademie vy_tvarny_ch uméni v Praze), zunächst bei VIadimír Silovsky_ (1891-1974), anschließend bei Miloslav Holy_ (1897-1974). Nach ihrer Rückkehr nach Wien studierte sie von 1956 bis 1960 an der Akademie der bildenden Künste bei Josef Dobrowsky (1889-1964) Malerei. 1963 erhielt sie von der französischen Regierung ein Stipendium für ein einsemestriges Studium an der École nationale supérieure des Beaux-Arts bei Raymond Legueult (1898-1971). Pakosta entwickelte ihre Bildfindungen zunächst vorwiegend in grafischen Techniken wie Mezzotinto, Radierung, Schablonentechnik und Zeichnung sowie seit etwa 1988/89 in der Malerei. Ihr _uvre umfasst umfangreiche Werkgruppen zu Themen wie gesellschaftliche Außenseiter, Krieg un d Traumata, das Selbstbildnis, Physiognomie und Emotion, die Physiognomie männlicher Macht, die feministische und satirische Untersuchung gesellschaftlicher Machtverhältnisse, die Gleichschaltung des Menschen, Konsumismus und Warenflut und die Entwicklung einer sozialkritisch motivierten Sprache der geometrischen Abstraktion. Seit 1975 veröffentlicht Pakosta zahlreiche Texte, insbesondere Kurzgeschichten und kunsttheoretische Beiträge. 1971 wurde sie Mitglied der Secession, Wien, von 1975 bis 1983 war sie deren erstes weibliches Vorstandsmitglied. 1978 kuratierte sie für die Secession die Ausstellung "Secessionistinnen". Ihre Werke wurden seit 1962 in zahlreichen Einzel-und Gruppenausstellungen präsentiert, unter anderem in der Albertina, Wien, dem Sprengel Museum Hannover, der Akademie der bildenden Künste Wien, dem Leopold Museum, Wien, dem Museum der Moderne Salzburg, der Galerie Altnöder, Salzburg, der artmark Galerie, Wien, und der Galerie Suppan Fine Arts, Wien. Ihre Texte e rschienen u. a. in der Literaturbeilage "Spektrum" der Tageszeitung "Die Presse", in "Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst", in "Um:Druck. Zeitschrift für Druckgraphik" sowie in Essaybänden im Ritter Verlag, Klagenfurt, und im Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra. Im Verlag Bibliothek der Provinz sind bereits erschienen: Vorsicht Mensch. Kurzprosa, Tagebuchaufzeichnungen, Aphorismen. Kriegslust und Gegenstände ohne Funktion. Bilder auf Leinwand und Papier. Axel Ruoff, geboren 1971 in München, studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin und Aix-en-Provence. Er schreibt Romane und Essays, dreht Filme und arbeitet als Lektor. Im Verlag Bibliothek der Provinz sind bereits erschienen: APATIT. Roman SCHLANGEN SCHAUEN. Eine Anthologie des Arabesken IRRBLOCK. Roman
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