Anders hören - Die Abramovic-Methode für Musik - Ein Musikprojekt von Marina Abramovic und der Alten Oper Frankfurt
Verlag | Nova MD |
Auflage | 2019 |
Seiten | 192 |
Format | 18,9 x 22,0 x 2,1 cm |
Gewicht | 576 g |
ISBN-10 | 3966980967 |
ISBN-13 | 9783966980968 |
Bestell-Nr | 96698096A |
Das Buch "Anders hören. Die Abramovic-Methode für Musik" stellt eines der außergewöhnlichsten Konzertprojekte der vergangenen Jahre vor. Gemeinsam mit der Performance-Künstlerin Marina Abramovic entwickelte die Alte Oper Frankfurt einen Ansatz, der das traditionelle Konzerte neu denkt und Musik intensiv erlebbar macht.2000 Menschen wagten im März 2019 das Experiment und besuchten die Anders-hören-Workshops in der Alten Oper, in denen sie lernen konnten, ihre Sinne zu schärfen, sich zu konzentrieren und mit ihrer Aufmerksamkeit ganz im gegenwärtigen Moment zu sein. In totaler Stille - schweigend und mit Schallschutzkopfhörern über den Ohren - absolvierten sie die Abramovic-Methode, bestehend aus Übungen wie dem Zählen von Reiskörnern, dem achtsamen Gehen in Zeitlupe oder dem fokussierten Betrachten monochromer Farbtafeln. Auf diese Weise vorbereitet, tauchten die Teilnehmer_innen am letzten Projekttag in das Abschlusskonzert ein, in dem Weltmusik, Klassik und Neue Musik erklangen. Auch hier herrschten besondere Umstände vor: Das Publikum bewegte sich frei durch den Konzertsaal, saß auf Kissen oder Stühlen und lauschte einem interkulturellen Programm, dessen Komponisten und Werktitel nicht bekannt gegeben wurden. Dadurch frei von musikalischen Vorurteilen und ohne die üblichen Regeln und Traditionen des Konzertbetriebs konnten die Besucher_innen das Gehörte unmittelbar auf sich wirken lassen.Der vorliegende Band erlaubt einen umfassenden Einblick in die Entwicklung und Umsetzung von "Anders hören". In ausführlichen Interviews berichten Dr. Stephan Pauly, Intendant der Alten Oper Frankfurt, Marina Abramovic und ihre künstlerische Mitarbeiterin Lynsey Peisinger von der Entstehung des Projekts. Aber auch Musiker_innen, Besucher_innen und Mitarbeiter_innen kommen zu Wort und berichten über ihre Erlebnisse in Frankfurt. Ergänzt werden die Texte durch umfangreiches Bildmaterial, das die Atmosphäre der Workshops und des Konzerts einfängt.
Leseprobe:
Anders hören? Die Performance-Künstlerin Marina Abramovic entwickelt ein Musikprojekt - an dessen Ende weit mehr als die bloße Wahrnehmung von Klängen steht.Nein, der klassische Konzertbetrieb hat nicht ausgedient. Abend für Abend lassen sich Menschen mit Genuss und Aufmerksamkeit auf jene vertrauten Konzertformate ein, die sich über die vergangenen zwei Jahrhunderte in Bezug auf das institutionalisierte Hören von Musik eingeschliffen haben. Konzertformate wie beispielsweise ein klassischer Klavierabend oder ein Orchesterkonzert, in denen die Werke der sogenannten Ernsten Musik nicht nur dargeboten, sondern auch rezipiert werden. Aber was würde passieren, wenn man einmal jegliche Tradition bei der Vermittlung von Musik im Konzertsaal über Bord würfe, wenn man auf das "weil es sich so bewährt hat" verzichten würde und stattdessen neuen Ideen zur Wahrnehmung von Musik das Feld überließe? Wenn man versuchen würde, den Klassikbetrieb auf den Kopf zu stellen, um sowohl dem erfahrenen K onzertpublikum als auch den Menschen, die sich von der klassischen Konzertsituation weniger angesprochen fühlen, einen neuen Zugang zum Hören zu ermöglichen?Für ein solches Experiment bedarf es eines kühnen Blicks von außen, bedarf es einer Persönlichkeit, die nie viel auf Konventionen gegeben hat. Einer Persönlichkeit, distanziert genug von den etablierten Mechanismen der Verbreitung von Musik und zugleich empfindsam genug für deren Wesen. Eine solche Persönlichkeit ist Marina Abramovic, seit vielen Jahrzehnten eine der ersten Instanzen der Performancekunst und somit zuhause in einem Metier, in dem es, wie in der Musik, um immaterielle Kunst geht.Im Wissen um ihren ganzheitlichen Ansatz trat die Alte Oper Frankfurt als Konzerthaus an Marina Abramovic heran und lud sie für ein gemeinsames Musikprojekt ein. In die vielfältigen Facetten des so entstandenen, außergewöhnlichen Projekts "Anders hören" möge das Buch einen kleinen Einblick geben.