Dieses Buch erzählt eine Geschichte von zwei außergewöhnlichen Ungarn mit speziellen Begabungen. Ihre Wege kreuzten sich mehrere Male. Lange Zeit schien es, als könnten sie sich auf eine gedeihliche Zusammenarbeit einigen. Letztlich sollte jeder für sich Ungarn und Europa seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken und einen Einfluss entfalten, für den er heute überall auf der Welt bekannt ist.George Soros ist der ältere der beiden Männer. Er betrat 1984 reich und mächtig die politische Bühne in Ungarn und brachte umfassende Pläne für gesellschaftliche Veränderungen mit. Mit den wankenden kommunistischen Eliten des Landes einigte er sich schnell und gründete die Soros-Stiftung, die inzwischen weltweit berühmt-berüchtigt ist. Der jüngere Viktor Orbán machte Ende der 1980er-Jahre erstmals von sich reden, wurde zum Wortführer des Regimewechsels und verkörperte die Hoffnungen der Kämpfer für ein neues, demokratisches Ungarn. Auch Soros erkannte Orbáns Potenzial und spendierte ihm einen Stu dienaufenthalt im Ausland. Das hätte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden sollen. Doch alles kam ganz anders.
Mária Schmidt, Jahrgang 1953, ist Historikerin und Generaldirektorin einer Gedenkstätte (Terror Háza/Haus des Terrors) in Budapest, Ungarn. Zunächst war sie als Lehrerin (Fächer: Deutsch, Geschichte) tätig; 1999 erfolgte die Promotion, 2005 die Habilitation. Sie lehrte bereits an Universitäten in Oxford, Paris, Berlin, Tel Aviv, New York und vielen weiteren.Wiederholt wirkte Schmidt als offizielle Beraterin des mehrmaligen (und amtierenden) ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Als erste Stipendiatin der Open Society Stiftung von Georges Soros kennt sie überdies NGOs und Netzwerkarbeit in Theorie und Praxis. Ihr Essay über die für Deutschland und Ungarn so verhängnisvollen Jahre 1918 bis 1923 und die »Geburt einer neuen Welt« (Budapest/ Stuttgart 2019) liegt in mehreren Sprachen vor. Darin bezeichnet Sie die Pariser Vorortverträge als »verfehltes Friedenswerk«, dem der Nährboden für kommende Verwerfungen innewohnte.Heute vertritt Schmidt Standpunkte ungarischer und europäi scher Selbstbehauptung. »Gegenüber dem Neoliberalismus oder Postliberalismus sollte bewahrt bleiben«, so teilte sie der Zeitschrift »Sezession« (Heft 93) mit, »was sich über die Zeiten bewährt hat. Meinungsfreiheit, die Freiheit des Glaubens und des Gedankens, die Gleichheit vor dem Gesetz etc. Alles andere sollten wir hinter uns lassen. Entweder verfügen die Nationen und die Staaten über eine Widerstands- und Selbstreinigungskraft, die es ihnen erlaubt, sich neuerlich zu erschaffen, oder sie besitzen diese Kraft nicht, und dann kann ihnen nichts mehr helfen.«
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