testcard, Beiträge zur Popgeschichte - Pop und Krieg
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Produktdetails
Verlag | Ventil |
Auflage | 2000 |
Seiten | 289 |
Format | 23 cm |
Gewicht | 440 g |
ISBN-10 | 3931555089 |
ISBN-13 | 9783931555085 |
Bestell-Nr | 93155508 |
Produktbeschreibung
Die Gammler und der Protest gegen die atomare Wiederaufrüstung, wieder einmal Woodstock und Jimi Hendrix' Maschinengewehrversion der US-Hymne, Anti-Vietnamkriegsbewegung, die friedliche Nelkenrevolution mit den Blumen in den Gewehrläufen, die Poster, auf denen Atompilze und sterbende Soldaten mit einem "Why?" befragt wurden, und die Mauer, auf der steht: "Stell Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin!"; Yoko Ono und John Lennon ("Make Love, not War"), Joseph Beuys ("Wir wollen Sonne statt Reagan, in"), Nicole ("Ein bißchen Frieden") und natürlich die Bots, überhaupt die Friedensbewegung, das Friedenszeichen und Picassos weiße Taube, und so weiter.
Doch die Symbolik der Popkultur ist nur augenscheinlich eine des Friedens: Bereits die frühen Jugendbewegungen zogen 1914 begeistert in den ersten Weltkrieg; eine - wie auch immer codierte - Adaption militärischer Accessoires gehört zu fast allen Popkulturen, von den Flieger-Lederjacken bis zu den Parkas der Mods und! der derzeitigen Camouflagebekleidung. Ihren Protest gegen den Krieg setzt die Popkultur nicht selten mit den Mitteln des Krieges um - diesen Zynismus hat zuerst der Punk erkannt, allen voran Gruppen wie Crass, die dann auch richtig stellten: "Fight War, not Wars!".
Die testcard zum Thema "Pop und Krieg" hat zwar einen gegebenen Anlaß - den Jugoslawienkrieg 1999 und die Frage der kulturellen Verarbeitung -, versucht aber wie immer die Thematik so umfassend und vielfältig wie möglich zu fassen. Sofern die Popkultur wesentlich eine urbane Kultur ist, gilt es in aller Konsequenz die Autonomenparole der Achtziger zu überdenken, der Krieg finde auf den Straßen statt.
Spätestens seitdem kriegführende Soldaten als Friedenstruppen unterwegs sind, ahnt man, daß "Frieden" nicht das Gegenteil von "Krieg" ist - der Krieg gehört zur "Dialektik der Aufklärung". Die Rede von einem halben Jahrhundert Frieden war bis zum letzten Jahr sowieso eurozentrischer Zynismus. Am Ende des Jahrhunderts, in dem der Kriegszustand zur Normalität wurde, stellt sich heraus: die Moderne hat ihren Ursprung in der Erfindung der Handfeuerwaffe, der Kapitalismus ist keine Wirtschaft des Friedens, sondern konstitutiv Kriegswirtschaft. Somit liegt die These nahe: Kein Pop ohne Krieg. Friedrich Kittler hat die Nähe zwischen Kriegselektronik und moderner Kulturtechnik nachgewiesen; die Fundierung der sexistischen Gewalt in der Popkultur, die im Krieg etwa als Massenvergewaltigung eingesetzt wird, bestätigt Männerphantasien von Ernst Jünger bis Slayer. Alle maßgeblichen Elemente der Massenkultur sind zugleich Elemente des Krieges.
Doch die Symbolik der Popkultur ist nur augenscheinlich eine des Friedens: Bereits die frühen Jugendbewegungen zogen 1914 begeistert in den ersten Weltkrieg; eine - wie auch immer codierte - Adaption militärischer Accessoires gehört zu fast allen Popkulturen, von den Flieger-Lederjacken bis zu den Parkas der Mods und! der derzeitigen Camouflagebekleidung. Ihren Protest gegen den Krieg setzt die Popkultur nicht selten mit den Mitteln des Krieges um - diesen Zynismus hat zuerst der Punk erkannt, allen voran Gruppen wie Crass, die dann auch richtig stellten: "Fight War, not Wars!".
Die testcard zum Thema "Pop und Krieg" hat zwar einen gegebenen Anlaß - den Jugoslawienkrieg 1999 und die Frage der kulturellen Verarbeitung -, versucht aber wie immer die Thematik so umfassend und vielfältig wie möglich zu fassen. Sofern die Popkultur wesentlich eine urbane Kultur ist, gilt es in aller Konsequenz die Autonomenparole der Achtziger zu überdenken, der Krieg finde auf den Straßen statt.
Spätestens seitdem kriegführende Soldaten als Friedenstruppen unterwegs sind, ahnt man, daß "Frieden" nicht das Gegenteil von "Krieg" ist - der Krieg gehört zur "Dialektik der Aufklärung". Die Rede von einem halben Jahrhundert Frieden war bis zum letzten Jahr sowieso eurozentrischer Zynismus. Am Ende des Jahrhunderts, in dem der Kriegszustand zur Normalität wurde, stellt sich heraus: die Moderne hat ihren Ursprung in der Erfindung der Handfeuerwaffe, der Kapitalismus ist keine Wirtschaft des Friedens, sondern konstitutiv Kriegswirtschaft. Somit liegt die These nahe: Kein Pop ohne Krieg. Friedrich Kittler hat die Nähe zwischen Kriegselektronik und moderner Kulturtechnik nachgewiesen; die Fundierung der sexistischen Gewalt in der Popkultur, die im Krieg etwa als Massenvergewaltigung eingesetzt wird, bestätigt Männerphantasien von Ernst Jünger bis Slayer. Alle maßgeblichen Elemente der Massenkultur sind zugleich Elemente des Krieges.
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