Verlag | Poetenladen |
Auflage | 2020 |
Seiten | 288 |
Format | 16,5 x 2,7 x 21,0 cm |
Gewicht | 650 g |
ISBN-10 | 3948305072 |
ISBN-13 | 9783948305079 |
Bestell-Nr | 94830507A |
Die vorliegende Anthologie zeigt eindrucksvoll auf, dass die Lyrikszene in diesem Land lebendig ist wie selten zuvor. Dichterinnen und Dichter haben sich in den zurückliegenden Jahren neue sprachliche und thematische Räume erschlossen. Aus der Vielzahl der Einsendungen trafen die beiden Herausgeber_innen eine Auswahl, die uns einen aktuellen Überblick über die Vitalität der dichterischen Produktion gibt. Dabei haben sie das gesamte Terrain der lyrischen Spielarten im Blick gehabt: vom narrativen zum momenthaften Gedicht, vom traditionsfortschreibenden zum sprachschöpferischen, vom schönen zum schockierenden, vom sich öffnenden zum sich abgrenzenden.
Leseprobe:
Von der Selbstreferenz der Poesie - Dichter sind angefüllt mit Hoffnung und Zweifel. Sie sind voller Neugier auf Welt und brüten neue Welten aus. Dichter sind Weltenträumer und Weltbetrachter - beides gleichzeitig und beides präzise, wie man bei Carl-Christian Elze nachlesen kann: "im ersten milliardstel eines milliardstels eines milliardstels einer milliardstel sekunde blähte sich unser universum um das zehn-billionen-billionen-fache auf." - Einige Gedichte dieser Sammlung treiben ihr Spiel mit dem Leser, fordern ihn auf, mitzuspielen. Andere erzählen eine Geschichte, wieder andere fokussieren auf einen Augenblick. Einige breiten sich aus, andere ziehen sich zusammen, leben gar von dem, was zwischen den Versen steht. Manche geben sich traditionell, erneuern die tradierten Formen, andere sind sprachschöpferisch innovativ, auf dem Weg zu neuen Formen. Viele der Gedichte sind auf Schönheit aus, einige wollen schockieren. Allen gemeinsam ist die Suche nach einem Rhythmus, der die Met aphern und Bilder tragen kann. Einige Gedichte suchen Verbindung zum Nachbarn, andere grenzen sich ab. Manche Gedichte sind am Leser interessiert, andere ignorieren ihn. Letzteren reicht es, wenn der Leser das Terrarium, in welchem sie sich strecken, staunend umschreitet. "Die Gedichte geben sich eher seismographisch als prophetisch." (Diesen Satz von Walter Höllerer kleben wir an dieser Stelle ein, weil er zutreffend ist.) - Bei solcher Sachlage taten sich die Herausgeber schwer, alphabetisch oder chronologisch vorzugehen. Wie die Figuren eines Romans diesen mitschreiben, schrieben sich die Gedichte dieses Buches selbst in die Anthologie ein, suchten und behaupteten darin ihren Platz. Die Herausgeber vertrauten auf diese Selbstreferenz der Poesie. Aus 1.500 eingesandten Gedichten hat sich so ein Spiegel der Zeit geformt. - Anne Dorn (1925-2017) und Wulf Kirsten (_1934) haben wir als Paten dieser Anthologie gewählt.