Kalt wie Gold - Stern Krimi-Bibliothek - Roman
Vergleich zu frühere Preisbindung3
Verlag | Bertelsmann, München |
Auflage | 2006 |
Seiten | 631 |
Format | 19,5 cm |
Gewicht | 606 g |
Reihe | stern krimi bibliothek Bd.10 |
ISBN-10 | 3570068242 |
ISBN-13 | 9783570068243 |
Bestell-Nr | 57006824 |
Anfangs sieht es so aus, als seien die antisemitischen Schmierereien in L.A. nur eine langweilige Routinesache für Lieutenant Jack Gold. Aber sein Gegner entpuppt sich bald als Serienkiller, der sich für Gottes Racheengel hält und nach seinen eigenen Maßstäben für Recht und Ordnung sorgen will.
Leseprobe:
Freitag, 3. August 3.57 Uhr »Kurz vor vier Uhr morgens«, sagte die weiche, fast sinnliche Frauenstimme, »ist wieder Janna Holmes am Mikro des All Night Reality Radio. Wir kommen mit fünfzigtausend Watt Sendeleistung aus Tijuana, Mexiko, zu Ihnen. In den Südwesten der Vereinigten Staaten senden wir alle Nachrichten, die uns die Vereinigten Staaten nicht senden lassen. Mein Gast heute Nacht ist Allan X. Wattley, ein pensionierter Heeresgeneral in drei Kriegen ausgezeichnet, früher Kommandeur der Green Berets in Vietnam und jetzt Gründer und treibende Kraft der Bewegung Americans in Action . Bevor wir über die Americans in Action sprechen, General, möchte ich Sie jedoch fragen: Sind die Zustände ähnlich schlimm gewesen, als Sie in Vietnam gekämpft haben? Ist das einer der Gründe dafür, dass wir diesen schmutzigen kleinen Krieg so schmählich verloren haben?« Die Antwort kam im näselnden Tonfall eines Westtexaners. »Ha! Schmählich ist das einzig richtige Wort dafür, Janna. Richtig, das ist der Grund dafür, dass wir diesen Krieg verloren haben. Warum wir Prügel gekriegt haben und heulend heimgeschickt worden sind. Weil dieses Land seine ...« »Vergessen Sie nicht, General, dass wir von jenseits der Grenze senden. Mit diesem Land meinen Sie die Vereinigten Staaten.« »Richtig, Janna. Die Vereinigten Staaten haben ihre christliche Entschlossenheit eingebüßt. Sie haben ihren Kampfeswillen, ihren Erfolgshunger und ihren Siegesdrang verloren.« »Und worauf führen Sie das zurück, General?« »Auf die Durchrassung, Negrifizierung und Verjudung unserer arisch-christlichen Kultur. Auf nichts anderes.« »Hegen Sie große Hoffnungen, dass sich das Steuer in unserem Land noch einmal herumwerfen lässt, General Wattley?« »Nur, wenn wir einige drastische Maßnahmen ergreifen. Sehr drastische Maßnahmen.« Der junge Mann stand allein auf der menschenleeren nächtlichen Straße und sah zu dem würfelförmigen, einstöckigen Gebäude auf. Er atmete in gleichmäßig keuchenden Zügen, und sein Gesicht war ausdruckslos, während sein Blick langsam über die graue Granitfassade glitt. Von dem hohen, feierlich wirkenden Portal über den ersten Stock mit seiner Reihe schmaler, strenger Fenster bis zu der riesigen, von Scheinwerfern angestrahlten Menora auf dem Dach und wieder zum Portal zurück. Aus einer Seitenstraße bog ein Wagen auf den La Cienega Boulevard ab. Er spuckte auf den Gehsteig, überquerte die Straße hinter dem vorbeifahrenden Wagen und beobachtete das Gebäude von dort aus erneut. Er war nicht groß, aber Brust und Schultern unter seinem durchgeschwitzten T-Shirt waren so breit und athletisch, dass er größer wirkte, als er tatsächlich war. Seine muskulösen Beine ragten weiß und behaart aus abgeschnittenen Jeans. Er blickte noch mehrere Minuten lang zu dem Gebäude auf, bis ein weiterer Wagen vorbeifuhr. Dann band er sich wieder das zusammengerollte Taschentuch um, das er als Schweißband benutzte, und trabte locker den Boulevard hinunter. Er joggte mehrere Blocks weit,bog auf dem Pico nach Osten ab und überquerte den um diese Zeit menschenleeren Boulevard. Seine tiefen Atemzüge und das gleichmäßige Klatschen seiner Laufschuhe waren die einzigen Geräusche in der heißen Stille dieses Morgens. Im Hof von Fischer's Foreign Car Service hörte die Dobermannhündin diese Laute wie jede Nacht, wenn der Mann noch einen Block weit entfernt war. Sie stand geräuschlos von ihrer Decke hinter dem ausgeschlachteten Mercedes auf und lief nervös an der Ostecke des Maschendrahtzauns auf und ab. Als der Mann sich auf gleicher Höhe befand, begann sie mitzulaufen: mit gesenktem Kopf, den Blick ihrer Reptilaugen auf seine Hände gerichtet.