Gesellschaft und Wirtschaft im archaischen Süditalien - Ein Modell zu Identität und Hexis, ausgehend von Ripacandida und weiteren binnenländischen Gemeinschaften
Verlag | Reichert |
Auflage | 2021 |
Seiten | 304 |
Format | 21,6 x 2,5 x 30,4 cm |
Gewicht | 1551 g |
Reihe | Italiká 7 |
ISBN-10 | 3954903261 |
ISBN-13 | 9783954903269 |
Bestell-Nr | 95490326A |
Ausgehend von der Analyse der indigenen Nekropole von Ripacandida in der Nordbasilikata und dem Vergleich mit weiteren Befunden im süditalischen Binnenland entwirft die Arbeit ein Modell indigener Gemeinschaften des Gebiets im 7. - 5. Jh. v. Chr.: ihrer Identitätskategorien, gesellschaftlichen Struktur und wirtschaftlichen Basis. Zudem wird die Art, Funktion und Bedeutung der Verbindungen zu den aufstrebenden griechischen Küstensiedlungen diskutiert, und die Inkorporation fremder Objekte aus diesen Bereichen in die indigenen Kontexte betrachtet. Dabei steht bewußt die emische Perspektive im Vordergrund, um den graeco-zentrischen Fokus früherer Untersuchungen der Gesellschaften dieser Zeitregion infrage zu stellen.
Klappentext:
Die Nekropole von Ripacandida in Süditalien (Apulien/Prov. Foggia) liegt auf einem Hügel, der zwischen den Hochebenen des südlichen Apennins im Westen und der Adriaküste im Osten vermittelt. Die lokale archaisch-klassische Gemeinschaft (6./5. Jh. v. Chr.) war Zeuge des Aufstiegs von ostmediterranen Siedlungen (apoikiai) an den Küsten und der Schaffung einer völlig neuen Situation von Kulturtransfer und Begegnung in der Region. Dies spiegelt sich in den materiellen Beigaben der lokalen Gräber wider, die hier vollständig vorgestellt und diskutiert werden. Unter weitgehender Beibehaltung der traditionellen Bindungen an die benachbarten Gebiete, die die Verwendung materieller Kultur aus den angrenzenden Gebieten bezeugt, steigt der Zustrom griechischer Elemente während der Nutzungszeit des Gräberfeldes bemerkenswert an. Es wird jedoch deutlich, dass die in die lokale Gesellschaft eingebrachte Keramik griechischer Prägung die traditionellen Formen und Waren nicht ersetzt, sondern nur e rgänzt. Im Laufe der beiden untersuchten Jahrhunderte scheint sich die Zugehörigkeit der lokalen Gemeinschaft von einer eher ins Binnenland orientierten Perspektive zu einer engeren Verbindung mit dem Flachland an der adriatischen Küste zu verschieben. Die lokale Gemeinschaft im 6. Jh. v. Chr. war grundsätzlich egalitär in kleinen Haushaltseinheiten organisiert, wie die in Clustern angeordneten Gräber nahelegen. Im 5. Jh. v. Chr. wurden reich ausgestattete Männergräber von den Grabgruppen abgesondert, während gleichzeitig reich ausgestattete Frauen in einigen Clustern prominent werden und männliche Bestattungsmerkmale übernehmen, was auf Verschiebungen im Gefüge der örtlichen Gemeinschaft hindeutet.
Die eingehende Analyse der örtlichen Gemeinschaft und der Vergleich mit anderen Fundorten der Region zeigt, dass die indigene Gesellschaft im Untersuchungszeitraum keineswegs statisch, sondern sehr dynamisch war, und nicht nur ein statischer Empfänger neuer Impulse, die von den 'kul turell überlegenen' (und viel besser erforschten) Neuankömmlingen aus dem Osten kamen. Innerhalb der indigenen Gemeinschaften Südostitaliens kam es zu einer Reihe interner sozialer Entwicklungen (Hierarchisierung, Reorganisation der familiären Strukturen und der Geschlechterrollen, wirtschaftliche Neuorientierung), die nicht allein auf äußere, durch die fremde Präsenz ausgelöste Impulse zurückgeführt werden können.