Die Lauscherin im Beichtstuhl - Eine Klosterkatze ermittelt. Roman. Originalausgabe
Verlag | Blanvalet |
Auflage | 2006 |
Seiten | 477 |
Format | 18,5 cm |
Gewicht | 368 g |
Reihe | Blanvalet Taschenbuch 36263 |
ISBN-10 | 3442362636 |
ISBN-13 | 9783442362639 |
Bestell-Nr | 44236263M |
Mirza, die schlaue Klosterkatze, ermittelt in einem wahrlich fellsträubenden Kriminalfall!
Kloster Knechtsteden, im Jahr des Herrn 1502. Mirza, die dreifarbige Klosterkatze, kennt sämtliche Schleichwege zu Beichtstühlen, Zellen und Kellergewölben. Als eines Tages Gewalt und Verderben in die friedliche Welt des Klosters einbrechen und es sogar zu einem Mordversuch kommt, kann die schlaue Ermittlerin auf Samtpfoten, unterstützt von »ihrem« Bibliothekar Pater Melvinius, die Quelle des Bösen aufdecken und altes Unrecht wieder gut machen...
Leseprobe:
Das erste Kapitel
Die Morgensonne hatte sich ber dem Wald erhoben und versprach eine brennende Hitze f r den ganzen Tag. Genauso, wie auch die Tage des August zuvor hei und trocken waren. Zwischen den Stoppeln der abgeernteten Felder formte der Wind kleine Staubwirbel, und das verdorrte Gras am Rain raschelte, wenn das L ftchen dar ber streifte. Ein paar zornige Wespen summten ber einem faulenden Apfel, und ein aufgeschreckter Hase hoppelte im Zickzackkurs Richtung Hecke. M hsam zog ein schweres Pferd einen Wagen ber den Karrenweg, der aus dem Dorf hinaus wer wei wohin f hrte.
Ich duckte mich, bis das Gef t vor ber war. Unauff ig zu sein geh rte zu meiner zweiten Natur. Seit Anbruch der Morgend erung war ich bereits unterwegs, um meine Aufgaben zu erledigen. Nun hatte ich alles getan und war auf dem Weg zur ck in die d erige K hle meines Heims, um den Tag zu verd sen. Es war zu warm, um etwas anderes in Angriff zu nehmen.
Die strohgedeckte Kate wartete auf mich zwischen e inigen weiteren H ern, die eine breite, ausgefahrene Stra s ten. Ich selbst bevorzugte jedoch den Weg durch die G en. Erbsen und Bohnen, an Stangen hochgebunden, reiften dort, Zwiebeln und Lauch verbreiteten ihren unangenehmen Geruch, Lavendel und Thymian einen etwas besseren, und ein knorriger Birnbaum spendete wohltuenden Schatten. Zwischen den breiten Bl ern der Kapuzinerkresse lugten leuchtende Bl ten hervor, und an der Hauswand rankte sich das Gei latt empor. Ein aus groben Zweigen geflochtener Zaun hinderte die kleine H hnerschar daran, das ihnen bestimmte Areal zu verlassen. Er hinderte jedoch mich nicht daran, mit einem eleganten Sprung dar ber zu setzen. Gackernd stoben die braunen Hennen davon, als ich zwischen ihnen landete. Es verwunderte mich, dass f r sie noch keine K rner ausgestreut waren. Gew hnlich erhob sich die alte Moen mit der Sonne und k mmerte sich um Haus und Hof. Auch der h lzerne Wassereimer stand noch unbenutzt neben dem Brunnen, und der Reisigbesen leh nte m g an der Wand neben der T r.
Hier stimmte irgendetwas nicht.
Der Fensterladen stand jedoch offen, und ich begab mich in das Innere der ger igen H tte. Ich hatte sie immer als eine recht komfortable Unterkunft empfunden. Der Dielenboden war sauber gefegt, der Tisch geschrubbt, eine irdene Schale mit Sommerblumen stand auf einer schweren Holztruhe. Neben dem Kamin war das Feuerholz aufgeschichtet, der geschw te Kessel mit dem Morgenbrei hing an seinem Haken. Es brannte aber kein Feuerchen darunter.
Es stimmte also wirklich etwas nicht.
Aus dem zweiten Raum der H tte drang kein einziges Ger ch. Auch das beunruhigte mich. Denn wenn die Moen schlief, dann lauthals. Man k nnte auch sagen, sie schnarchte wie ein Pechsieder. Und wie die schnarchen konnten, hatte ich oft genug im Wald mitbekommen.
Ich sah also nach ihr und fand sie, in ihrem braunen Kleid und der wei n Sch rze, die sie immer so sorgsam wusch und gl ete, unt g in ihrem Sessel neben dem Bett sitzen. Das war sehr ungew hnlich.
Vorsichtig n rte ich mich ihr und erte kleine Begr ngsworte.
Sie reagierte nicht darauf.
Sie sah noch nicht einmal auf. Ihr Kopf war ihr auf die Brust gesunken, der Haarzopf hing ihr, unordentlich vom Schlummer, ber die Schulter, und ihre H e hielt sie gefaltet im Scho
Ich umrundete sie noch einmal, dann stupste ich sie an.
Sie reagierte nicht.
Mich beschlich eine gewisse traurige Ahnung. Sie wurde best gt, als ich mich auf ihre Knie begab und achtsam lauschte.
Das regelm ge Klopfen ihres Herzens hatte aufgeh rt.
Die alte Moen war tot.
Dar ber musste ich nachdenken.
Ich tat es in meiner Lieblingsecke in dem dritten Raum der H tte, dort, wo sie die Kr erb schel zum Trocknen an die Decke geh t hatte. Es duftete gut dort, und bedauerlicherweise d ste ich berm Denken ein. Manchmal passiert mir das leider.
Eine M erstimme weckte mich. Eine fremde Stimme!
Moen! Moen, meine Alte.