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Die Gesellschaft der Überlebenden

Die Gesellschaft der Überlebenden - Deutsche Kriegsheimkehrer und ihre Gewalterfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Ausgezeichnet mit dem Historikerpreis 2008

Taschenbuch
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Produktdetails  
Verlag Pantheon
Auflage 2011
Seiten 591
Format 21,5 cm
Gewicht 720 g
ISBN-10 3570551520
ISBN-13 9783570551523
Bestell-Nr 57055152A

Produktbeschreibung  

Weiterleben nach dem Krieg

Svenja Goltermann richtet den Blick auf einen blinden Fleck der deutschen Zeitgeschichte: Sie geht der Frage nach, was die Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkriegs für deutsche Soldaten und ihre Familien nach dem Krieg bedeuteten. Vom Umgang mit psychischem Leid bis zur Klärung der Rentenansprüche von Kriegsgeschädigten - die Herausforderungen für Betroffene, Angehörige, Medizin und Politik waren immens. Dieses Buch ist ein ebenso wichtiger wie weiterführender Beitrag zur schwierigen Debatte über das Selbstverständnis der Deutschen als Täter und Opfer im Zweiten Weltkrieg.

Leseprobe:

Das Folgende liest sich wie eine vertraute Geschichte: Als sich Hans H. im Frühjahr 1949 anschickte, aus seinem bisherigen Leben zu erzählen, lagen bereits Monate einer aufreibenden inneren Unruhe hinter ihm. Genau genommen dauerte diese sogar schon mehrere Jahre an. In den letzten Tagen aber hatte sich alles zugespitzt. Mehrere Nächte hatte er nicht mehr geschlafen. Achtunddreißig Jahre war er alt, und sein Leben schien zerrüttet.
Dabei war er einst sehr erfolgreich gewesen, ein ehrgeiziger junger Mann - das hatte sich bereits in der Schule abgezeichnet, auch wenn er sie seinerzeit vor der Oberprima verlassen hatte. Der Dienst bei der Polizei war verlockender für ihn gewesen. Tatsächlich entwickelte sich daraus eine Karriere. Hans H. hatte diese in ihren einzelnen Stationen knapp in einem handschriftlichen Lebenslauf skizziert. Sein Rückblick war schnörkellos, fast nüchtern. Die Beförderung zum Polizeiwachtmeister datierte auf das Jahr 1932. Nach Auflösung der Landespolizei un d der Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1935 sei er dann als Unteroffizier in die Luftwaffe übernommen worden. Von einer weiteren Beförderung zum Feldwebel im darauffolgenden Jahr berichtete er ebenfalls nur kurz. Es handelte sich offenbar eher um einen untergeordneten Punkt in seinem Leben, denn Hans H. hatte neue und andere Herausforderungen gesucht - und ergriffen.
Der Spanische Bürgerkrieg bot ihm eine erste Gelegenheit: Sofort hatte er sich damals freiwillig gemeldet. Er war der Legion Condor beigetreten, mehr als zwei Jahre hatte er dort gekämpft. Auch zehn Jahre später noch zeigte Hans H. sich erkennbar stolz darüber, dass er im Stab des Generals von Richthofen hatte tätig sein können. Doch der eigentliche Karrieresprung erfolgte nach der Rückkehr. Man habe ihm "durch die inzwischen erfolgte Aufstellung neuer Polizeitruppenverbände die Möglichkeit geboten, unter günstigen Beförderungsaussichten Polizeioffizier zu werden", erläuterte er, und tatsächlich hatte H ans H. die ihm gebotene Gelegenheit ergriffen. (Nur nebenbei erwähnte er, dass er selber bei seiner Rückkehr aus Spanien überzeugt gewesen war, "dass die Polizei wichtiger sei u[nd] die Wehrmacht eine Gefahr für das Volk darstelle".) Im November 1939 jedenfalls bat er um seine Entlassung aus der Wehrmacht, um von der Schutzpolizei übernommen zu werden. Sein Einsatz sollte nicht umsonst sein: Bereits acht Monate später konnte Hans H. nicht nur seine Beförderung zum Leutnant der Schutzpolizei feiern; auch sein gutes Prüfungsergebnis zahlte sich aus. Mittlerweile im Rang eines SS-Untersturmführers und in das SS-Führerkorps aufgerückt, wurde Hans H. "sofort vom Lehrkörper" übernommen, wo er als Lehr- und Ausbildungsoffizier an verschiedenen Polizeioffiziersschulen seinen Dienst tat. Im Januar 1942 schien ihn dies jedoch nicht länger zufriedenzustellen. Was Hans H. reizte, war der Krieg, genau genommen der direkte Einsatz an der Front, zu dem er sich freiwillig meldete. Als Zugführer i n einem Polizei-Reservebataillon ging es nach Südrussland.
Was Hans H. über die nachfolgenden Jahre bis zum Kriegsende berichtete, war immer noch nicht viel. Vor allem rekapitulierte er Ehrungen: seine Ernennung zum Oberleutnant der Schutzpolizei und Kompaniechef in einem Polizeiregiment im Februar 1942 und die fast zeitgleich erfolgte Beförderung zum SS-Obersturmführer; dazu die Vielzahl an Kriegsauszeichnungen. So macht alles einen geordneten Eindruck, nur die Bemerkung, dass er viel Alkohol im Krieg getrunken habe, fügt sich nicht so recht ein. Darüber aber ließ sich Hans H. nicht genauer aus. Wie er überhaupt - jedenfalls den Krieg selbst betreffend - offenbar nur von einem Erlebnis ausführlicher erzählte: von seiner Granatsplitterverletzung. Hans H. erwischte es im Januar 1944.

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