'Als Gruß zu lesen'
Russische Lyrik von 2000 bis 1800. Dtsch.-Russ.
Wegleitend für die vorliegende Anthologie ist die besondere Prämisse des Herausgebers, jeden Autor mit nur einem Gedicht vorzustellen. Für diese ungewöhnliche Auswahl, die von der Gegenwart in die Zeiten Puschkins zurückreicht, wurden die meisten Kriterien, die eine anthologische Sammlung bestimmen, außer Acht gelassen. Dennoch - und deshalb - ist sie repräsentativ für die russische Lyrik der vergangenen zweihundert Jahre sowohl in Bezug auf ihren Formbestand, die thematische Horizontbreite und die intertextuelle Vernetzung als auch ihre historische Evolution. Besonders bestechend ist die Vielzahl der unbekannteren Lyrikerinnen, die allesamt erstmals ins Deutsche übertragen wurden. Abgerundet wird der Band durch kurze biographische Essays zu jedem Autor sowie einem weiterführenden Kommentar zu den einzelnen Gedichten.
Leseprobe:
Sinaida Gippius Worte gibt es ... Wer plaudert nicht in Zauberworten vor sich hin? In Worten, die soviel wie nichts bedeuten! Die plötzlich da sind wie ein Ding, das blinkt und klingt, Und die zu allem passen - Leiden oder Freuden. Ich mag sie ungern wiederholen, halte sie Weit von mir fern und möchte sie vergessen. So bleiben sie erhalten. Sie vergehen nie: Am Tor zum Paradies sind sie als Gruß zu lesen. 1918