Verlag | Transit Berlin |
Auflage | 2021 |
Seiten | 200 |
Format | 18,3 x 2,7 x 21,8 cm |
Gewicht | 458 g |
ISBN-10 | 3887473841 |
ISBN-13 | 9783887473846 |
Bestell-Nr | 88747384A |
Ein turbulenter, intelligent und unterhaltsam geschriebener Krimi über eine (fast) geschlossene Gesellschaft.
Klappentext:
Im Seniorenheim einer Kleinstadt ist der Bürgermeister tot aufgefunden worden. Er hat dort Gespräche mit einer hundertjährigen Bewohnerin geführt, die der Stadt eine hohe Summe zur Betreuung von Asylsuchenden zugesagt hat. Der Bürgermeister war wegen seiner zuwanderungsfreundlichen Politik bei einigen Lokalpolitikern verhasst und mehrfach bedroht worden. Doch dann kommt heraus, dass es unter den Erben der hochbetagten Dame große Unruhe gegeben hat, weil die enorme Spende an die Stadt ihr Erbe erheblich schmälern würde. Zu den Erben zählen aber nicht nur Nichten und Neffen, sondern auch ein Seniorenheimbewohner, der eine Reihe von Tierbildern gemalt hat (darunter das Bild einer schleichenden Katze), die sie alle gekauft hat. In Verdacht steht aber auch der junge, hübsche Musiker aus Afghanistan, den der Bürgermeister vor kurzem geheiratet hat.Die gerichtsmedizinische Analyse ergibt, dass der Bürgermeister an einem schwer nachweisbaren Gift gestorben ist. Dieses Gift muss ihm in Sen iorenheim verabreicht worden sein. Die Befragung der Zeugen ist allerdings dadurch erschwert, dass die Mehrzahl der Bewohner dort an Demenz leidet. Zufällig ist der Ehemann der Ermittlerin, ein ehemaliger Ringer und Turnier-Schachspieler, studierter, wenn auch arbeitsloser Linguist, der sich früher intensiv mit Aphasie beschäftigt hat. In phantasievoller Anwendung der Aphasie-Forschung kann er die verwirrenden Sätze der Zeugen als sinnvolle Aussagen entschlüsseln.
Leseprobe:
Im großen, festlich gedeckten Gesellschaftsraum des Seniorenheims Sankt Gundula stimmten einige der alten Damen und Herren, die nicht gerade eingenickt waren, in den Glückwunsch der Kinder ein: »Wie schön, dass du geboren bist ...« Frau Langensiepen murmelte: »Hundert Johr, dat reischt doch langsam ...« Dann stürmte der Bürgermeister herein, mit vorgebeugtem Oberkörper, als müsste er weiter dem Sturm draußen trotzen.»Verehrte Frau von Baudissin!«, stimmte er seinen Glückwunsch an, »Im Namen der Stadt jratulier' isch Ihnen von Herzen. Bleiben Se frisch und munter!« Erneut rupfte er an seinem Bouquet: »Und die reizenden Jäste! Isch nemm an, de Kleinen hier sinn de lieben Enkelkinderschen. Oder sinnet Ihre Urenkel?« »Ich habe keine Enkel und keine Urenkel!«, knurrte Frau von Baudissin und ruckelte mit ihren blauen High Heels auf den Fußstützen des Rollstuhls.»Oh näh, dann will isch nit weiter stören!«, überspielte der Bürgermeister seinen Irrtum. »Sie wissen, liebe Frau von Baudissin , unsere Stadt verlangt vollen Einsatz.« »Vergessen Sie in Ihrem Haushalt aber nicht die zehn Euro für das Sträußchen, das Sie mir bei meinem nächsten Geburtstag mitbringen wollen«, mahnte die Jubilarin. Er nahm den Hinweis dankbar auf: »Verehrte Frau von Baudissin! Isch wööd mi nix mehr wünsche, wie dat isch Ihnen näxtet Johr widder jratulieren darf!« »Wenn Sie dann noch leben«, sagte Frau von Baudissin trocken.